Jede Generation wächst mit ihren eigenen Technologien auf. Ken Hughes hat uns auf dem Shopware Community Day erklärt, wie er die aktuellen Entwicklungen zum Thema künstliche Intelligenz einschätzt, inwiefern sich Millennials von der Generation Z unterscheiden und wie sich das auf ihr Konsumverhalten auswirkt.
Die Generation Z ist die größte Verbrauchergruppe im Jahr 2020. Inwiefern unterscheiden sich Millennials und Gen Z's in ihrem Kauf- und Konsumverhalten? Gibt es Unterschiede im Umgang mit KI?
Ja, die gibt es. Ich denke, Gen Z wird das nächste große Ding, die Millennials waren wirklich nur der Auftakt. Diese vernetzte Generation, die Steve Jobs uns gegeben hat, hat uns den Wechsel von analog zu digital ermöglicht. Während also die eCommerce-Plattformen und die Handelslandschaft sehr begeistert darüber waren, was uns die Millennials gebracht haben, waren sie eigentlich nur der Aufwärm-Act, sie waren der Support.
Gen Z‘s sind in der digitalen Blase aufgewachsen, die "phygitale" Realität, halb physisch, halb digital, ist ihre Welt. Ihre digitalen Interaktionen sind schneller als zuvor bei den Millennials. Wir stehen kurz vor einem explosionsartigen Wandel der Erwartungen der Verbraucher. Wir stehen kurz davor, einen Verbraucher zu sehen, der von uns erwartet, dass wir uns schneller als je zuvor bewegen und keine Fehler machen. Millennials und Gen Z’s haben grundsätzlich unterschiedliche Werte. Sie sind weniger zielgerichtet als je zuvor, sind sehr erwartungsvoll und verlangen alles hyperpersonalisiert.
Viele Menschen sehen den Nutzen in der KI, haben aber auch Angst vor den Folgen. Glauben Sie, dass sich die Öffentlichkeit bewusst ist, wie viel KI sie bereits jetzt im Alltag einsetzt?
Ich denke, dass die Menge an KI, die wir im Alltag als Verbraucher verwenden, für uns im Moment wahrscheinlich ziemlich unersichtlich ist. Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute wissen, wie viele Algorithmusprüfungen im Hintergrund stattfinden. Wir werden bereits von Amazon darüber informiert, was wir kaufen sollen, von Netflix, was wir sehen sollen, von LinkedIn, wo wir arbeiten sollen, von Facebook, mit wem wir befreundet sein sollen, von Tinder, wen wir lieben sollen.
Dies sind Algorithmen, die auf vergangenem Verhalten basieren und für heute Kaufempfehlungen abgeben. Ich denke, die Verbraucher sind ziemlich blind dafür, aber sie vertrauen der Maschine. Sie haben ein Vertrauen in ihre smarten Speaker. Es ist wie eine Schachpartie. Die Teile sind alle vorhanden, der natürliche Sprachfortschritt wird immer besser, die Menschen sind schon jetzt daran gewöhnt mit Alexa zu sprechen und Google Home nach Dingen zu fragen.
Es liegen zwei Jahre vor uns, in denen ein massiver Wandel stattfinden wird. 50 % der Haushalte haben bereits einen smarten Lautsprecher und die anderen 50 % werden in den nächsten zwei oder drei Jahren hinzukommen. Sprachsteuerung wird die primäre Schnittstelle zwischen uns, eCommerce und Technologie werden. Wenn das passiert, ist es wirklich ein offener Zugang für alle. Die virtuellen Assistenten werden übernehmen, und an diesem Punkt werden wir absolutes Vertrauen in die Maschine haben. Das wird so lange weitergehen, bis etwas schiefgeht.

Ken Hughes auf der Hauptbühne beim Shopware Community Day 2019
Die KI entwickelt sich rasant. Wann wird Ihrer Meinung nach der Einsatz von KI im Alltag so selbstverständlich wie die Kartenzahlung?
Ich denke, wir sind wahrscheinlich schon auf diesem Weg. Wir sind auf dem Weg, die KI in unseren Alltag einzubetten, wir wissen es einfach nicht wirklich. Die Geräte, die bereits in unseren Taschen sind, sehen wir immer noch als Smartphones, sie sind nicht wirklich Smartphones und sie sind sicherlich keine Telefone. Ich meine, es sind im Grunde genommen KI-fähige, datengesteuerte Computer, die es uns ermöglichen uns besser mit den Marken, Unternehmen und den Bedürfnissen, die wir als Verbraucher haben, zu verbinden. Auf diesem Weg sind wir bereits weit fortgeschritten. Wenn man die Art von Arbeit hinzufügt, die in den Bereichen natürlicher Sprachfortschritt, Robotik und Deep Learning in Labs stattfindet, denke ich oft an Bill Gates, Steve Jobs, Jeff Bezos in ihren Garagen.
Ich denke, heute gibt es wahrscheinlich einige Leute, die an Algorithmen arbeiten, nicht in ihrer Garage, sondern in ihren Schlafzimmern. Und in etwa vier oder fünf Jahren werden wir plötzlich alle Daten, die wir zusammengetragen haben, auf eine einfache Weise zur Verfügung haben. Es wird einfach zu bedienen sein, etwas Automatisierung wird hinzugefügt werden, ebenso wie Deep Learning und unser Leben wird in fünf oder zehn Jahren sicherlich sehr anders sein.
Die Art und Weise, wie wir jetzt auf Drehtelefone und Vinyl zurückblicken, wird die Art und Weise sein, wie der zukünftige Verbraucher auf unsere jetzige Gegenwart mit unseren Smartphones zurückblicken wird. Wir finden die heute cool, sie werden zurückschauen und lachen.
Zur Person
Ken Hughes berät einige der weltweit größten Marken. Er gilt als Experte für Verbraucher- und Käuferverhalten. Dazu nutzt er sein Verständnis von Verbraucher- und Cyberpsychologie, digitaler Anthropologie und Einzelhandels-Futurologie, um die Bedürfnisse neuer Verbraucher zu erforschen und kommende Veränderungen vorherzusagen.